MIB verspielt in Fürth seinen guten Ruf
18. Juni 2013 | von Kamran Salimi | Kategorie: Allgemein
Offener Brief der Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« und des Vereins »Wir sind Fürth« incl. Antwortschreiben MIB vom 24. Juni 2013:
Herrn
Ulrich Hülsbeck
Fürth, den 14. Juni 2013
MIB verspielt in Fürth seinen guten Ruf
Sehr geehrter Herr Hülsbeck,
wir wenden uns in einem offenen Brief an Sie als Aufsichtsratsmitglied der MIB AG.
Wie Sie wissen, entwickelt MIB in Fürth gerade einen neuen Einkaufsschwerpunkt in der Rudolf-Breitscheid-Straße. Die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth« und der Verein »Wir sind Fürth e. V.« begrüßen ausdrücklich die Impulse, die davon für den Einzelhandel in der Fürther Innenstadt zu erhoffen sind.
MIB ist als Investor bekannt, der in vergleichbaren Projekten groβen Wert auf den Erhalt und die Integration historischer Bausubstanz gelegt hat. Gelungene Beispiele wie die Baumwollspinnerei, der Barthels und der Wünschmanns Hof in Leipzig sowie die Anna-Louisa-Karsch-Straße und die Von-Luck-Straße in Berlin zeugen von respektvollem Umgang mit architektonischen Zeugnissen der Vergangenheit bei gleichzeitiger innovativer Nutzung für neue ökonomische Zwecke. Diese nachhaltige und seriöse Investitionspolitik von MIB durfte bislang als Markenzeichen Ihres Unternehmens gelten.
Die Erwartungen, dass das Fürther Projekt bei MIB in den richtigen Händen sei, waren entsprechend groß. Im Investorenwettbewerb fiel der Zuschlag für MIB auf der Basis eines Masterplans des Architekten James Craven, der allseits große Hoffnungen auf eine stadtbild- und denkmalgerechte Lösung weckte. Nachdem in den Ausschreibungsunterlagen des Investorenauswahlverfahrens dem Denkmalschutz ein hoher Stellenwert zukam, war die Enttäuschung umso größer, als ersichtlich wurde, dass MIB keine Bereitschaft zeigt, sich eines architektonisch wie historisch für Fürth bedeutsamen Denkmals anzunehmen, des 125 Jahre alten Festsaals im ehemaligen Park-Hotel.
Der unter Denkmalschutz stehende Festsaal des Park-Hotels bildete für viele Jahrzehnte den gesellschaftlichen Mittelpunkt des 1888 fertiggestellten Neurenaissance-Hotelbaus wie der ganzen Stadt Fürth. Darüber hinaus erinnert das Park-Hotel in Fürth durch seine Lage an der Fürther Freiheit an die Ankunft der ersten deutschen Eisenbahn im Jahre 1835. Der Ludwigsbahnhof ist längst abgerissen. Geblieben ist das ehemalige Hotel, das die Nähe zum Bahnhof suchte. Es darf als einziges bauliches Denkmal dieses technik-, verkehrs- und kulturgeschichtlich bedeutenden Ereignisses verstanden werden.
Wir sind nicht zuletzt aufgrund der Planungen eines Mitbewerbers sowie eines früheren Investors der festen Überzeugung, dass sich der Festsaal in den Einkaufsschwerpunkt gewinnbringend integrieren ließe. Als echtes Alleinstellungsmerkmal würde der Festsaal dem Projekt besondere Attraktivität sichern.
Vor dem Hintergrund dieser Option möchten wir MIB an seine Selbstverpflichtung zu einem »behutsame(n) Umgang mit der Formensprache vergangener Epochen« im auf der Website veröffentlichen Leitbild des Unternehmens erinnern:
»Das Engagement für eine selbstbewusste und respektvolle Architektur des 21. Jahrhunderts und der behutsame Umgang mit der Formensprache vergangener Epochen zur Schaffung ästhetisch-funktionaler Wertigkeit bleibt eine gültige Traditionslinie der MIB, an der die Entwicklung des Unternehmens gemessen wird.«
MIB setzt in Fürth seinen guten Ruf aufs Spiel. Es wäre Ihrem Geschäft gewiss nicht zuträglich, wenn die Marke MIB in Zukunft mit der Zerstörung statt der Wahrung historischer Bausubstanz verknüpft würde. Wohlgemerkt, es geht hier um ein Baudenkmal, für dessen Erhalt sich das bayerische Landesdenkmalamt, der bayerische Landesdenkmalrat und das Denkmalnetz Bayern einsetzen. Eine Online-Petition an den Regierungspräsidenten von Mittelfranken fand innerhalb kürzester Zeit mehr als 1700 Unterstützer. Daraus wird ersichtlich, wie stark das öffentliche Interesse am Erhalt des Festsaals ist.
Die Zeit drängt: Die Stadt Fürth hat übereilt eine Abriss-Genehmigung erteilt und möchte Tatsachen schaffen. Deshalb appellieren wir dringend an Sie, Ihren Einfluss geltend zu machen, um den Abriss des Festsaals in letzter Minute zu verhindern. MIB hat das Know-how und die Mittel, eine optimierte Lösung zu realisieren – zum Vorteil für MIB und zum Vorteil des Stadtbildes von Fürth.
Das Schicksal des Festsaals und des Park-Hotels liegen in Ihrer Hand. Sie sind herzlich zu einem Gespräch und einem Ortstermin nach Fürth eingeladen.
Mit freundlichen und hoffnungsvollen Grüβen
Dr. Thomas Heyden
für die Bürgerinitiative »Eine bessere Mitte für Fürth«
Felix Geismann
für den Verein »Wir sind Fürth«
Verteiler des Schreibens:
- MIB Aufsichtsrat
- MIB Vorstand
- Kopie an den Oberbürgermeister der Stadt Fürth
- Kopie an die Presse
Antwortschreiben MIB vom 24. Juni 2013: Download
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