Festsaal-Agonie: Wach­geküßt, um zu sterben?

30. Juni 2013 | von Kamran Salimi | Kategorie: Allgemein

Nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf ist der Festsaal des Fürther-Parkhotels zu alter Pracht erwacht: Die dieser Tage vorgenommene Entfernung der abgehängten Zwischendecke gibt den Blick wieder frei auf die weitgehend erhaltene Deckenkonstruktion des einstigen Repräsentationsbaus. Leider ist die Freude nur von kurzer Dauer, denn das Ziel der Baumaßnahmen ist bekanntermaßen nicht der Erhalt, sondern der baldige Abriß des Denkmals im Zuge der Errichtung eines Einkaufszentrums.

– Artikel übernommen von: Fürther Freiheit, 30. Juni 2013 –

Schon im Januar diesen Jahres war im Artikel »‘Einkaufen im Denkmal ist möglich’ – Der Erhalt des Park-Hotels als Erfolgsfaktor für die Neue Mitte« ein Foto der unter einer abgehängten Decke den Blicken von unten entzogenen Deckenkonstruktion des Saales zu sehen. Auch die Fürther Nachrichten veröffentlichten im Mai in ihrem Artikel »Denkmalrat macht sich für den Festsaal stark« eine Ansicht der verborgenen Schön­heiten. Betrachter mit Fantasie konnten sich zwar den Raumeindruck vorstellen, der breiten Öffentlichkeit war dies jedoch nicht möglich, zumal ein in den Saal ge­bau­tes Kühl- und Lagerhaus sowie Unmengen von Schutt und Sperrmüll den Eindruck des desolaten Erhaltungszustandes einer »abgewirtschafteten Ruine« verstärkten.

Inzwischen sind mit dem Müll und der abgehängten Zwischendecke zumindest zwei der visuellen Störfaktoren beseitigt. Auch wenn das vor vielen Jahren in den Saal »geklotzte« Kühlhaus (des einstigen Supermarktes im Erdgeschoß) immer noch den unteren Bereich des Saales ausfüllt, so ist doch jetzt der unverstellte Blick auf die Originaldecke wieder frei.

Das letzte Bild reißt den schwärmenden Betrachter leider jäh wieder in die Realität zurück: Die Entkernungsaktion dient ja nicht dem Erhalt des unvergleichlichen (und unersetzlichen) Festsaales, sondern seiner Beseitigung, um der »Neuen Mitte« Platz zu machen. Es ist müßig, die von der der Bürger­ini­tia­tive »Eine bessere Mitte für Fürth« und dem Verein »Wir sind Fürth« auch hier auf dieser Plattform vorgetragenen Argumente erneut durchzukauen. Es sei hier nur ein letztes Mal darauf hingewiesen, daß sich beide Inititativen niemals prinzipiell gegen den Bau des allseits ersehnten Einkaufsschwerpunktes ausgesprochen, sondern im Gegenteil stets dafür plädiert hatten, mit Erhalt, Restaurierung und Integration des Festsaales ein kommerzielles »Leuchtturm-Projekt« zu schaffen, welches nicht nur in der Region, sondern sogar bundesweit kaum seinesgleichen gehabt hätte.

Appelle an die politischen Entscheidungsträger, öffentliche Petitionen und »Brandbriefe« an den Investor haben nichts gefruchtet. Die oberen und obersten Organe des Denkmalschutzes, die allein die jurististischen Mittel in der Hand hätten, den Abriß des erstrangigen Denkmals noch zu stoppen, sind (zu) langsam mahlende Mühlen: Bis München den rettenden Märchenprinz entsendet, um der erwachten Prinzessin die helfende Hand zu reichen, liegt diese wohl längst zerschmettert darnieder. Die ganz unmärchenhafte Moral von der Geschicht’ lautet dann einmal mehr: »‘Abriß verpflichtet’ – Vom Krieg verschont, vom Stadt­rat nicht«
Nachtrag: Der Autor legt großen Wert auf die Feststellung, daß er als überzeugter Demokrat mehrheitlich gefällte Entscheidungen akzeptiert, auch wenn diese mit seiner eigenen Überzeugung nicht konform gehen. Nur fängt Demokratie schon früher an, nämlich bei der Transparenz der Entscheidungsgrundlagen, also dem Zugang zu den für eine abgewogene Entscheidung wesentlichen Fakten und Informationen. Im Falle des Festsaales will es ihm scheinen, als wäre da immer recht einseitig auf die rasche Be­sei­ti­gung eines angeblichen »Schandflecks« plädiert und gedrängt worden. Wenn der komplette Stadtrat den Saal in seinem jetzigen Freilegungszustand besichtigt hätte, um über seine Zukunft zu be­finden, wäre die Ent­scheidung vermutlich ganz anders ausgefallen…

Wer das ähnlich sieht, hat immer noch die Möglichkeit, die

Online-Petition von Stadtheimatpfleger Dr. Alexander Mayer

zu zeichnen, um ein Zeichen zu setzen.

Der Eindruck der oberen Saalhälfte ist nicht weniger als atemberaubend, wie die nach­folgende (zur Vergrößerung anklickbare) Fotostrecke beweist:

 

 

 

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