»Den Stadtlebensraum gemeinsam gestalten«
22. Oktober 2013 | von Kamran Salimi | Kategorie: Allgemein
Bericht von der Jahreshauptversammlung 2013 des Vereins Wir sind Fürth e. V.
Felix Geismann begrüßte die Mitglieder zur JHV und begann mit einem Blick zurück auf das erste Jahr der Entwicklung des Vereins, zu dessen Gründung er im September 2012 aufgerufen hatte: »Wir sind angetreten für eine bunte und lebendige Kleeblattstadt – Und schon im ersten Jahr haben wir eine Menge Staub aufgewirbelt.« Die beiden großen Hauptthemen waren die Gustavstraße und das Park-Hotel. »Irrwitzig, dass dem Verein in beiden Fällen gleichzeitig vorgeworfen wurde, dass das jeweils andere Thema nur aus populistischen Gründen besetzt worden wäre«, holte Geismann zur Erläuterung der Vereinsphilosophie aus. »Sowohl das Wohn-, Arbeits- und Freizeitquartier Gustavstraße als auch das bauliche Erbe sind Teil unseres Stadtlebensraums. Und dieser Lebens- und Schaffensraum geht gleichermaßen alle an, die wir hier leben und wir wollen uns einmischen, weil uns an ihm liegt. Wer diesen Zusammenhang als Antrieb unseres Engagements nicht versteht, hat den Gedanken hinter dem Appell Wir – alle – sind Fürth nicht verstanden.«
Vor dem Hintergrund des Streits um die Gustavstraße war man im November 2012 mit einer 600 Teilnehmer starken Demonstration an den Start gegangen, deren Ziel es war dafür zu werben, dass Anwohner, Wirte und Gäste gemeinschaftlich das lebendige und tolerante Stadtleben bewahren. Ohnmächtig musste man mit ansehen, wie der Ruf nach Besonnenheit überhört wurde, der Streit weiter vor die Gerichte verlagert wurde. Auf allgemeines Unverständnis stieß die Weigerung der Stadt, den Vorschlag einer Schlichtung konsequent zu verfolgen. »Wir haben einen prominenten, seriösen Schlichter vorgeschlagen. Bei der Stadt hat man gesagt, man finde die Idee gut. Seitdem sind Monate vergangen. Es wurde nichts unternommen.«, stellt Vorstandsmitglied Kamran Salimi fest.
Umfrage Gustavstraße
»DIE Anwohner wollen…«, »DIE Gäste meinen…«, diese ständigen Verallgemeinerungen in der öffentlichen Diskussion fielen auf und verärgerten viele Betroffene. Zuletzt verteilte der Verein 10.000 Umfragekarten, um ein verlässliches Stimmungsbild zu gewinnen. Den Vereinsmitgliedern war auf der Jahreshauptversammlung der erste Blick auf die Ergebnisse vorbehalten, ehe sie im Rahmen einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Rücklauf der Umfragekarten hat die Erwartungen bei weitem übertroffen, überraschend war wie ausführlich die Umfrageteilnehmer zum Teil geantwortet haben. Die Ergebnisse werden auf der Homepage veröffentlicht und den Vertretern der Stadt und Politik übergeben.
Kampf um das Park-Hotel
Ein riesiges Loch hat auf der diesjährigen Kärwa so manchen auswärtigen Besucher am Rand der Fürther Freiheit erschreckt: Das Park-Hotel ist vollständig abgebrochen und der Vereinsvorstand zog ein gemischtes Fazit: In kurzer Zeit wurde viel Informationsarbeit geleistet. Besonderer Dank galt den unermüdlichen Vereinsaktiven, die über Monate einen Infostand besetzten, selbst bei Sturm und Schnee. »Erst durch unsere Intervention kam eine Auseinandersetzung mit dem wertvollen Gebäude wirklich öffentlich in Gang. Weder Investor einschließlich Architekt noch Oberbürgermeister wussten über Substanz und Geschichte des großartigen Bauwerks anständig Bescheid – Und das zu einem Zeitpunkt, zu dem sie ihr Todesurteil für das Denkmal längst gesprochen hatten.«, empört sich Geismann und bedauert: »Obwohl wir in der Bevölkerung viel Verständnis und Zustimmung für unsere Forderungen erfahren haben, war gegen die feindselige und zeitweise sehr unsachliche Kampagne der Stadtspitze keine ausreichende Mobilisierung zu erreichen, um das Quorum eines Bürgerentscheids zu erreichen und damit die Entscheidung über diese wichtige Frage der Stadtplanung allen Fürtherinnen und Fürthern zu übertragen.«
»Sachlich haben wir in allen Punkten rechtbehalten.«, sekundiert der Sprecher der ehem. AG Park-Hotel Kamran Salimi »Es hieß unser Bürgerbegehren sei unzulässig – das haben wir juristisch fundiert widerlegt. Wir haben gesagt, der Saal schaut ohne Zwischendecke auch heute noch großartig aus – Kurz vor dem Abriss gelangten Bilder ans Licht, die das bewiesen haben. Wir waren überzeugt davon, dass die Sandsteinfassade erhalten ist – Beim Abbruch kam sie für alle sichtbar zum Vorschein. Wir haben gesagt die Abbruchgenehmigung ist rechtswidrig – Das Ministerium und die Regierung von Mittelfranken haben das mittlerweile bestätigt.«
Aus der AG »Park-Hotel« wurde jüngst die AG »Stadtentwicklung und Denkmalschutz«. Die konstruktive und freundschaftliche Zusammenarbeit mit der ebenfalls um den Denkmalschutz des Festsaals kämpfenden Bürgerinitiative Bessere Mitte Fürth hat dafür gesorgt, dass man hier auch eine Reihe von ehemaligen Mitgliedern der inzwischen aufgelösten BI antrifft. BI-Mitglied Dirk John, mittlerweile WsF-Mitglied und Sprecher der Arbeitsgruppe: »Wir werden der Stadt nicht nur im Umgang mit Baudenkmälern auch weiterhin genau auf die Finger schauen.«
Vorstandswahl und Ausblick
Besonders die sehr im Fokus der Öffentlichkeit stehende Arbeit der engagierten AG Park-Hotel und dem gegenüber die festgefahrene Situation in der Gustavstraße haben in den letzten Monaten manchmal etwas verdeckt, dass WsF als breit aufgestelltes Netzwerk für allerlei Themen konzipiert ist, die den StadtLebensRaum Fürth betreffen. »Ob zugezogen oder einheimisch: Wir sind allen Fürther-Liebhabern eine Anlaufstelle, die sich mit uns gemeinsam für die Gestaltung ihres Lebensumfelds engagieren wollen. Das müssen wir weiterhin sehr deutlich hervorheben«, so die Wortmeldung eines Mitglieds unter allgemeiner Zustimmung.
Bei der Gründung war beschlossen worden, den Vorstand bereits nach der Orientierungsphase von einem Jahr erneut zur Wahl zu stellen und so standen auch Neuwahlen auf der Tagesordnung. Sie wurden für eine Rotation genutzt: Aus zeitlichen Gründen kandidierte der bisherige Vorsitzende Felix Geismann nicht mehr als 1. Vorsitzender, sondern als dessen Stellvertreter. Als Nachfolger schlug er den Mitgliedern den bisherigen Schatzmeister Kamran Salimi vor: »Unser Verein befindet sich in einer luxuriösen Situation: Ruhigen Gewissens kann ich an jemanden übergeben, der schon seit langem fortlaufend beweist, wie leidenschaftlich er die Arbeit des Vereins vorantreibt und repräsentiert.« Dem Vorschlag folgte die Mitgliederversammlung einhellig, Salimis bisheriges Amt übernimmt die vormalige Stellvertreterin Annette von Heissen. Neue Schriftführerin ist Eva Heckmann. Hanne Wiest und Wolfgang Middendorf wurden als weitere stellvertretende Vorsitzende im Amt bestätigt, während Peter Stutzmann aus zeitlichen Gründen nicht mehr antrat. Alle Kandidaten wurden ohne Gegenstimme gewählt.
Der neue Vorsitzende Kamran Salimi dankte seinem Vorgänger Geismann und hob den Wert seines Fachwissens und rhetorischen Geschicks für WsF hervor: »Ohne ihn gäbe es den Verein in dieser Form nicht.« – Und dass es ihn gibt, ist gut so: Noch lange nachdem Salimi die Versammlung beendet hatte, wurde die Diskussion über die zahlreichen potentiellen Betätigungsfelder die sich in der Kleeblattstadt aktuell aufdrängen leidenschaftlich fortgesetzt. Die Herausforderungen, da waren sich alle einig, werden dem Wir sind Fürth e. V. auch nach dem Verlust des Park-Hotels und einem hoffentlich doch bald einkehrenden Frieden in der Gustavstraße so schnell nicht ausgehen.
Wir sind Fürth e.V.
– Vorstand –
Schlagwörter: Denkmalschutz, Gustavstraße, Neue Mitte, Parkhotel, Stadtentwicklung, Vereinsleben
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